< << Teil 1
Als ich ca. zwei Stunden später aufwachte, waren — so glaube ich zumindest — die Schmerzen weg. Ich kann es leider nicht genau sagen, da ich mich nur schemenhaft daran erinnere. Meine Frau fuhr mich nach oben in den elften Stock auf mein Zimmer. Dort gab es dann etwas zu essen.
Ich habe eine
Facebook-Gruppe erstellt. Wer mag kann gerne beitreten! Dort können wir unsere Erfahrungen austauschen.
Was ich aber noch genau weiß: nachts konnte ich ohne Koliken schlafen!
Am nächsten Morgen (Dienstag) fühlte ich mich wie neugeboren. Die Harnleiterschiene verrichtete offensichtlich gute Arbeit — ich hatte keinerlei Schmerzen (Koliken). Ausser beim Pinkeln, aber das sei normal und legt sich.
Nun war die große Frage, die ich mir stellte: “Was steht heute auf dem Plan?”
Ich erfuhr, dass als nächstes der Nierenstein (durch eine Methode, die ESWL genannt wird) zertrümmert werde. Klingt irgendwie brutal und schmerzhaft. Gegen Mittag wurde ich also abgeholt und mit meinem Bett wieder hinunter in den OP-Bereich chauffiert. Das Ziel war nun ein Raum, der mit dem Schild “Nierenstein-Therapie” versehen ist.
Ich wurde äusserst herzlich von dem zuständigen Krankenpfleger empfangen, der für die Zertrümmerungen zuständig ist. Ich wuchtete mich auf die Maschine und Freddy (so heisst der Pfleger) richtete mich darauf aus, in dem ich hoch- bzw. runterrutschen musste — bis ich die ideale Position auf dem Gerät innehatte. Unter mir war nun ein Art Silikonkissen, das mit Wasser befüllt war.
Hier lag ich also nun. Direkt über mir auf einem Monitor sah ich das Ultraschall-Bild und drauf erkannten wir unser Ziel: die Steine in meiner Niere. Freddy erklärte mir, dass er nun das Fadenkreuz auf die Steine ausrichten werde und mit dem Beschuss anfangen werde.
Nachdem mich Freddy sedierte schaltete er die Maschine “scharf”. Ich selbst konnte übrigens indirekt mithelfen, indem ich durch meine Atmung das Fadenkreuz quasi bewegen konnte. Sobald ich einen tiefen Atemzug nahm veränderte sich meine Nierenlage und ich konnte dadurch den Ablauf steuern. “Das ist ja wie in einem Videospiel!”, spaßte ich. Ich dürfe aber keinesfalls ruckartige Bewegungen machen, denn sonst könnte eine Schockwelle die benachbarte Leber treffen, was nicht sehr gesund wäre.
Es schossen nun in den folgenden 45 Minuten ca. 4.000 Schockwellenstöße auf den Stein in meiner Niere. Ich war verwundert und fragte Freddy ob das nicht alles schadhaft für den Körper wäre. Er verneinte meine Frage und erklärte mir, dass nur Steine betroffen wären.
Ich war aber überrascht, dass diese Therapie so langwierig sei. Ursprünglich dachte ich, es würde höchstens ein oder zwei Schüsse stattfinden. Weit gefehlt. Noch überraschter war ich als ich erfuhr, dass ich am Mittwoch und Donnerstag auch jeweils eine Sitzung machen müsse. Also würde ich mindestens bis Donnerstag im Krankenhaus sein.
Nach der Sitzung verabschiedete ich mich von Freddy. “Bis morgen!” sagte ich. “Und denken sie dran: viel trinken und viel bewegen!”
Kein Problem. Ich glaube ich habe noch nie soviel getrunken wie an diesem Tag.
Die nächste Sitzung am darauffolgenden Tag war teilweise etwas schmerzhaft. Freddy erklärte mir, dass dies Treffer seien. Sobald die Schockwellen den Stein treffen und diesen zerkleinern würde ich das merken, da es sein kann, dass der Stein (oder Fragmente davon) an die Niereninnenseite “schrammen” könnten. Es war teilweise sehr schmerzhaft. Aber ich überstand es.
Und wieder habe ich den Tag viel getrunken. Übrigens hatte ich seit Samstag keine Zigarette mehr geraucht. Der Gedanke das Rauchen aufzugeben manifestierte sich.
Die letzte Sitzung am Donnerstag war auch ein voller Erfolg. Wir zerbröselten die Steine und gaben ihnen Saures. Teilweise war es wieder schmerzhaft, aber es war mir egal. Weg mit den Störenfrieden.
Am Freitag wurde ich entlassen. Die Harnleiterschiene bleibt erst einmal in mir. In ca. zwei Wochen muss mich mein Urologe untersuchen und nachschauen ob der “Nierensteinmüll” nun auch abgegangen ist. Sollte dies nicht der Fall sein so muss ich wieder zu Freddy und weitere drei Sitzungen abhalten.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich nie damit gerechnet hatte, dass ich wegen einem Nierenstein gleich eine ganze Woche im Krankenhaus verbringen muss. Aber man lernt nie aus. Glücklicherweise hatte ich sehr nette Zimmerkameraden. Die Woche im Krankenhaus war also keineswegs schlimm. Im Gegenteil: sie hat mir im Grunde sogar gefallen.
Nun bleibt zu hoffen, dass auch wirklich alle Steinefragmente den Weg aus meiner Niere herausfinden. Ich muss weiterhin viel trinken. Die Harnleiterschiene muss übrigens wieder ambulant entfernt werden, und daran mag ich momentan überhaupt nicht dran denken. Sie kann bis zu einem Vierteljahr in einem Körper verbleiben, sagte der Stationsarzt.
Seit Freitag bin ich also wieder im Hause und ich fühle mich bestens.
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