Meine erste Nierenkolik hatte ich am 22.04.2006 nachmittags.
Meine Frau und ich schauten gerade “DS9” (Staffel 4 – Folge “Der Besuch”) als ich plötzlich ein Stechen und Ziehen in meiner rechten Hüfte verspürte. Ich kannte diesen Schmerz — denn ich hatte ihn vor ca. zwei Jahren schon einmal verspürt. Dass es eine Nierenkolik sei war mir damals noch nicht bewusst.
Doch dieses Mal ahnte ich es – dieses Mal ist es ernst. Nachdem die Flankenschmerzen schier unerträglich wurde, beschlossen wir in das örtliche Krankenhaus zu fahren. In der Notaufnahme angekommen konnte ich nur noch stöhnen und bewegte mich sofort in gekrümmter Haltung in das Notarzt-Zimmer und quälte mich dort auf die Liege. Vorher musste ich noch eine Urinprobe zum besten geben.
Die Ärztin beschloss, dass es wohl eine Nierenkolik durch einen feststeckenden Nierenstein sein könne und verabreichte mir eine Infusion, welche nach einiger Zeit auch Wirkung zeigte. Der Schmerz klang ab – welche Wohltat das doch war. Ich weiß seitdem Schmerzfreiheit sehr zu schätzen. Leider könne sie aber in Ermangelung medizinischer Geräte (Ultraschall) nichts weiter machen und legte mir nahe nach Offenbach in die “Städtische Klinik” zu fahren. Ich winkte dankend ab (ich war einfach nur groggy und müde) und ließ mir aber dennoch sicherheitshalber eine Überweisung ausstellen – zusammen mit Schmerzmitteln (ich glaube es war Novalgin) für die Nacht, die wir anschließend an der Nachtapotheke holten.
Zu Hause angekommen wollte ich eigentlich nur schlafen und hoffte, dass sich das “Problem” wieder von alleine erledigen würde; aber es sollte leider nicht so sein. Die Nacht auf Sonntag war Horror: die Nierenkoliken kamen in regelmäßigen Abständen, und ich konnte nicht schlafen vor Schmerzen. Schlief ich mal kurz ein so dauerte der Schlaf nur ca. 30 Minuten. Nein, Nierenkoliken sind wirklich nicht schön – man stelle sie sich vor wie kontinuierliche heftige Zahnschmerzen in der Hüftgegend. Im konstanten 4-Stunden-Takt nahm ich die Schmerztabletten ein, welche etwas Linderung gaben. Aber leider nicht lange. Die nächste Nierenkolik ließ nicht lange auf sich warten.
Den Sonntag überstand ich irgendwie.
Am Montag machte ich mich am Morgen sofort zum hiesigen Urologen.
Nach einer Ultraschall-Untersuchung stand fest: “Sieht nach einer Nierenstauung aus. Das müssen wir röntgen lassen. Sie hatten eine Nierenkolik.” Also ab in unser Krankenhaus und wieder zurück. Nun stand fest, dass ich sehr wahrscheinlich einen Nierenstein habe und ich meine erste Nierenkolik durchlitt. Nach einer Infusion (gegen die Schmerzen) hieß es dann also: nach Hause fahren, Tasche packen und ab in die “Urologische Klinik” in Offenbach.
Mir wurde bewusst, dass ich die nächsten Tage wohl nicht zu Hause sein würde, aber als ich an die Horrornacht zurückdachte so nahm ich das gerne in Kauf. Die Schmerzen, die die Nierenkoliken verursachten mussten bekämpft werden – egal wie. Auch wenn ich drei Wochen ins Krankenhaus musste. Nach einer kleinen Odyssee fanden wir den Weg zur Notaufnahme und nun musste ich nur drei Stunden warten, bis man mir helfen konnte. Es war aber zum Glück erträglich – die Infusion vom Morgen “hielt”.
Als ich reingerufen wurde, musste ich erst einmal kräftig durchschnaufen — was erwartet mich? Der Arzt bemühte ein Ultraschall-Gerät und scannte meine rechte Nierengegend.
“Das sieht nach Nierensteinen aus.”, war die Diagnose, die mir im Grunde nicht neu war. “Wir werden eine Harnleiterschiene legen. Die legen wir heute noch.”
Eine was? Harnleiterschiene? Das hörte sich schrecklich an. Der Arzt legte mir eine Kanüle, die dann die restliche Woche in meinem rechten Arm verweilte. Quasi mein Interface für alle möglichen Mittelchen und Sedativa.
Ich unterschrieb den Papierkram und harrte der Dinge, die da kommen. Nach einer weiteren Stunde wurde ich erneut gerufen.
“Nun bist du dran!” dachte ich mir nur. Ich musste mich ausziehen und auf ein Bett legen. Dann wurde ich in den OP-Bereich gefahren. Ich überspielte meine Aufregung mit Witzchen. Meine Fahrt endete in einem Raum mit einem riesigen Stuhl, an dessen Ende zwei Beinmulden angebracht waren (wie bei einem Gynäkologen-Stuhl).
“So, dann legen sie sich bitte mal hier drauf.” wurde mir gesagt. Gesagt getan — fühlte sich schon komisch an. Ich fühlte mich so ausgeliefert. “Was geschieht denn nun?” fragte ich. Der Arzt zeigte mir diese Schiene (eher ein dünner kleiner Schlauch), die er mir nun in der nächsten halben Stunde in mir installieren wird. Wie er das nun genau anstellen will wollte ich schon garnicht mehr wissen. Er sagte mir, er versetze mich nun in einen Tiefschlaf.
“Herrlich!”, dachte ich mir. “Dann wirst du nachher aufwachen und alles ist in Ordnung!” Er setzte eine Spritze in die Kanüle und spritzte mir etwas in meinen Arm. “Es wird ihnen gleich etwas schwindelig!”, warnte er mich. Ich konzentrierte mich und empfang das Schwindelgefühl mit einer gewissen Freude. Dann wurde es wohl schwarz.